Samstag, 14. September 2024

Frauenanteil in Aufsichtsgremien mit Beteiligungen des Landes und der Kommunen steigt – Entwicklung in der Privatwirtschaft stagniert

Bei der gleichberechtigten Teilhabe haben die Unternehmen in Niedersachsen noch hohen Nachholbedarf. Das zeigt die aktuelle dritte Studie der Initiative „Frauen in die Aufsichtsräte“ (FidAR) im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung – der sogenannte Women-on-Board-Index Niedersachsen (WoB-Index). Der Frauenanteil in Aufsichtsgremien und Top-Managementpositionen der 103 größten öffentlichen und privatwirtschaftlichen Unternehmen in Niedersachsen bleibt im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert und lässt damit noch viel Luft nach oben.

„Wir müssen in Niedersachsen bei der gleichberechtigten Teilhabe noch einiges tun. Der dritte Women-on-Board-Index Niedersachsen zeigt die Fortschritte auf, die die Unternehmen gemacht haben, verdeutlicht aber auch, dass wir in vielen Bereichen noch großen Handlungsbedarf haben. Gleichberechtigte Teilhabe in Führung und Aufsicht unserer Unternehmen ist kein Nice-to-have, sondern eine logische Konsequenz, wenn man Wirtschaftswachstum und Resilienz in der Gesellschaft stärken will. Das gilt für unsere Landesbeteiligungen genauso wie für kommunale Unternehmen und die Privatwirtschaft hier in Niedersachsen“, betont Dr. Andreas Philippi, Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung. „Unser langfristiges Ziel sind paritätisch besetzte Aufsichtsräte, Vorstände und Geschäftsführungen. Dabei haben die Beteiligungen des Landes eine Vorbildfunktion. Aber auch die kommunalen Beteiligungen und die Privatwirtschaft stehen in der Pflicht, mehr Frauen in ihre Führungspositionen zu berufen. Es ist Zeit, dass die Unternehmen Niedersachsens zu Vorbildern werden – für Niedersachsen und darüber hinaus.“

Die ausführlichen Studienergebnisse wurden heute im Rahmen der Veranstaltung „Gleichberechtigte Führung: Frauen stärken, Erfolg steigern! – Vorstellung des neuen Women-on-Board-Index Niedersachsen 2024″ im Sparkassen-Forum in Hannover präsentiert.

Die Landesbeteiligungen verzeichnen demnach einen Frauenanteil von 30,6 Prozent (2023: 26,8 Prozent) in den Aufsichtsgremien, während kommunale Unternehmen einen Anteil von 32,8 Prozent (2023: 27,7 Prozent) vorweisen. In der Privatwirtschaft liegt der Frauenanteil bei 28,5 Prozent, was eine nur sehr minimale Steigerung zum Vorjahr bedeutet (2023: 28,2 Prozent). Im Top-Management der öffentlichen Unternehmen zeigt sich derweil eine uneinheitliche Entwicklung. Bei den untersuchten Landesbeteiligungen ist der Frauenanteil auf 26,3 Prozent (2023: 25,6 Prozent) gestiegen, während er bei den kommunalen Unternehmen auf 22 Prozent (2023: 27,3 Prozent) deutlich gesunken ist. Auch in der Privatwirtschaft verzeichnet das Top-Management einen (wenn auch nur leichten) Rückgang auf 15,1 Prozent (2023: 15,4 Prozent).

An der Spitze der Rangliste in Bezug auf den Frauenanteil in Aufsichtsgremien und Top-Managementorganen steht in diesem Jahr erstmals das Institut für pharmazeutische und angewandte Analytik (InphA), eine Beteiligung des Landes Niedersachsen gemeinsam mit Bremen, Hamburg, Hessen, Saarland und Schleswig-Holstein, gefolgt von dem bisherigen Spitzenreiter, die Landesbeteiligung TourismusMarketing Niedersachsen (TMN), und von ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe, einer kommunalen Beteiligung der Stadt Hannover. Auf den vierten Platz verbessern konnte sich in diesem Jahr das Unternehmen Regiobus Hannover. Als höchstes geranktes Unternehmen der Privatwirtschaft belegt das im DAX notierte Versicherungsunternehmen Hannover Rück den 16. Platz mit einem Frauenanteil von 55,6 Prozent im Aufsichtsrat und 25 Prozent im Top-Managementorgan.

„So erfreulich der Anstieg des Frauenanteils in den Aufsichtsgremien der Landesbeteiligungen auch ist: Die Ergebnisse des dritten WoB-Index veranschaulichen sehr deutlich, wie groß der Nachholbedarf beim Thema Gleichstellung in Niedersachsen noch immer ist“, so auch Dr. Christine Arbogast, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung. „Wir benötigen einen umfassenden Mentalitätswandel in Politik und Wirtschaft. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig den Finger in die Wunde zu legen und aufzuzeigen, wo die Schwachstellen liegen. Wir können es uns einfach nicht leisten, auf so viel gute Kompetenz zu verzichten. Denn letztlich profitieren von einem hohen Frauenanteil alle Seiten: die Frauen, die Unternehmen und die ganze Gesellschaft.“

„Wir sehen mit dem WoB-Index Niedersachsen über die vergangenen drei Jahre, dass Transparenz und öffentlicher Druck notwendig sind, um die Wahrnehmung für die Gleichberechtigung deutlich zu erhöhen. Bislang sind die Unternehmen vom Ziel des Niedersächsischen Gleichberechtigungsgesetzes, Frauen und Männern eine gleiche Stellung in Führungspositionen zu verschaffen, noch weit entfernt. Mangels des Drucks durch feste Quoten und angesichts der nicht hinreichenden Beachtung der Zielgrößenpflicht fehlt vielen Unternehmen offenbar die Ambition, sich ehrgeizige Ziele zu setzen und mehr Frauen Führungsverantwortung zu übertragen“, erklärt FidAR-Gründungspräsidentin Monika Schulz-Strelow, die die Studie federführend betreut hat.

„Die Niedersächsische Landesregierung hat mit der Novelle des Gleichberechtigungsgesetzes die Weichen dafür gestellt, in den Landesbeteiligungen den Druck für mehr Chancengerechtigkeit zu erhöhen. Gleichzeitig sehen wir, dass der Druck des Bundes über das zweite Führungspositionengesetz vor allem in der Privatwirtschaft seine Wirkung entfaltet. Dennoch gelten diese Regelungen nur für sehr wenige Unternehmen. Daher fordern wir, den Geltungsbereich der Geschlechterquote für Aufsichtsräte und des Mindestbeteiligungsgebots für Vorstände auf deutlich mehr Unternehmen auszuweiten und bestehende Sanktionen konsequent anzuwenden, wenn die Zielgrößenpflicht nicht beachtet wird. Von mehr Frauen in den Führungsebenen der Unternehmen profitieren Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen“, ergänzt FidAR-Präsidentin Prof. Dr. Anja Seng.

Die aktuellen Studienergebnisse sowie weitere Informationen können unter https://niedersachsen.wob-index.de eingesehen werden.

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Foto: ernestoeslava / Pixabay

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